Titandioxid – Ein Stoff den man meiden sollte

Titandioxid

Titandioxid das weisse Pigment – Titandioxid ist ein weit verbreiteter Zusatzstoff in Kosmetika, manchen Lebensmitteln, Textilien und Farben. Immer wieder kam der Stoff ins Gespräch, weil er als Nanopartikel ein gewisses Gefahrenpotential bergen könnte. Im Januar 2017 wurde eine neue Studie veröffentlicht, die genau das bestätigt: Titandioxid schein sich im Körper einzulagern, das Immunsystem zu schwächen und Krebs verursachen zu können – und zwar schon in genau jener kleinen Dosis, die man täglich über die Zahncreme, die Magnesiumtabletten oder das Kaudragee zu sich nimmt.

Titandioxid überall

Titandioxid ist ein beliebter Zusatzstoff – ein weisses bis durchscheinendes Pigment, das z.B. in den folgenden Produkten zur Aufhellung Einsatz findet:

  • Dragees, Kaugummis und Hustenbonbons: Überall, wo helle glänzende oder glatte Überzüge zu sehen sind
  • Arzneimittel: Tabletten, die glatte Überzüge haben
  • Süssigkeiten, Schokolade, Kekse
  • Käse und helle Fertigsaucen
  • Nahrungsergänzungsmittel, z.B. Magnesium- oder Calciumtabletten
  • Zahncremes, Sonnenschutzmittel und andere Kosmetika: In Sonnenschutzmitteln dienen die winzigen Titandioxidpartikel als sog. mineralische Lichtschutzfilter, die UV-Strahlung reflektieren, so dass diese der Haut nichts anhaben können
  • Ölfarben und weisse Wandfarben: Als weisses Pigment hat Titandioxid ungewöhnlich hohes Deck- und gleichzeitig hervorragendes Aufhellvermögen
  • Weitere Produkte wie Lacke, Kunststoffe, Textilien etc.

Titandioxid: E171 und CI77891

Im Lebensmittelbereich steht auf der Inhaltsstoffliste nicht unbedingt Titandioxid. Es wird dort auch mit E171 deklariert, in Kosmetika mit dem Kürzel CI77891 und im Farbenbereich mit PW6 für Pigment White 6. Fünf bis zehn Gewichtsprozent der Titandioxid-Partikel E171 – so schätz man – sollen in Nanogrösse vorliegen, also kleiner als 100 Nanaometer  (nm) sein. Davon nun soll ein grosser Teil wieder ausgeschieden werden. Ein anderer Teil aber verteilt sich im Körper.

Nanopartikel sind besonders gefährlich

Nanopartikel weisen andere Eigenschaften auf als derselbe Stoff in grösseren Partikelgrössen. So zeigen sie z.B. eine höhere biologische Aktivität und somit eine intensivere Wirkung auf den Konsumenten. Das aber könnte ungeahnte Gefahren für Mensch und Umwelt bergen, worauf Nano-Kritiker seit Jahren hinweisen. So können Nanopartikel beispielsweise bei äusserlicher Anwendung u.U. über die Haut bzw. Schleimhaut in den Körper gelangen. Selbst kurzes Zähneputzen könnte so schon ausreichen, um täglich eine Portion Titandioxid abzubekommen. Was Sonnenschutzprodukte betrifft, bedeuten insbesondere Partikel in der Grösse von unter 100 nm eine Gefahr. Schon im Jahr 2010 entdeckten schweizer und französische Wissenschaftler, dass Nano-Titandioxid in menschlichen Zellen ähnliche Vorgänge in Gang setzen kann wie andere hochgiftige Stoffe, z.B. Asbest – so Amir Yazdi von der Universität Lausanne im Fachjournal PNAS. Beide Stoffe lösen Entzündungsreaktionen aus und führen zu einem hohen oxidativen Stress, der sowohl Gewebe als auch die Erbsubstanz (DNA) beschädigen kann. Möglicherweise könnte daher auch die seit einigen Jahren immer häufiger verwendeten Nanopartikel zu der immer stärker steigenden Zahl der chronischen Lungenerkrankungen beitragen.

Ungiftig oder schädlich?

Bis heute ist dennoch nahezu überall zu lesen, dass Titandioxid ungiftig sei und unverändert ausgeschieden werde. Eine weitere Studie wiederlegt erneut diese Ansicht. Forscher vom franz. National Institute for Agricultural Research (INRA) berichten im Scientific Reports Journal (Ausgabe, Januar 2017), dass bei einer oralen Aufnahme zunächst gutartige Tumore entstünden, die sich zu bösartigen Tumoren weiter entwickeln könnten. Sie hatten Ratten 100 Tage lang Titandioxid ins Trinkwasser gemischt – und zwar von jenen Dosen, wie sie im Verhältnis von Menschen tagtäglich über Lebensmittel und kosmetische Produkte aufgenommen werden.

Titandioxid reichert sich im Körper an

Frühere Studien von der International Agency for Research on Cancer hatten gezeigt, dass das Einatmen von E171 krebserregend sei. Denn die Teilchen können über die Lungen in den Blutkreislauf und mit dem Blut in die Leber, die Milz, die Nieren, das Herz und selbst in das Gehirn gelangen. Auch vier Wochen nach dem Einatmen waren die Nanopartikel noch in den gleichen Mengen in den Organen vorhanden wie am ersten Tag, was darauf hindeutet, dass sich der Stoff im Körper anreichert und nicht so ohne weiteres ausgeleitet werden kann.

Schadet dem Darm und schwächt das Immunsystem

Die aktuelle Studie ist jedoch die erste, die sich dem Krebspotential des Stoffes bei der oralen Aufnahme widmet. Darin stellten die Forscher fest, dass Titandioxid vom Darm resorbiert und in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Mit dem Blut gelangt der Stoff nun in alle Teile des Körpers. Krebsvorstufen entwickeln sich nach regelmässiger Aufnahme zunächst im Darm. Gleichzeitig schwächt die Substanz das Immunsystem, so dass man für alle anderen Krankheiten ebenfalls viel empfänglicher wird.

Die regelmässige Aufnahme des Titandioxids geht mit einem erhöhten Risiko für chronisch entzündliche Darmprozesse und einer Krebsentstehung einher. Schon nach einer Woche konnte das Titandioxid in den Immunzellen der Darmschleimhaut entdeckt werden. Die Zahl spezieller Immunzellen, die normalerweise Entzündungen bekämpfen, war nach kurzer Zeit merklich reduziert. Nach 100 Tagen waren nicht nur eine deutliche Entzündung der Darmschleimhaut erkennbar, sonder auch erste präneoplastische Läsionen. Hierbei handelt es sich um die Vorstufe der Entwicklung bösartiger Tumoren.

Titandioxid besser meiden

Nun wurde die beschriebene Untersuchung aber an Tieren durchgeführt, so dass man  – so die Forscher – nicht wissen könne, ob Menschen mit denselben Beschwerden reagieren werden. Dennoch ordnete die französische Regierung eine sofortige Untersuchung zur Sicherheit von E171 an. Diese Untersuchung wir Teil einer umfassenden Analyse zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Nanomaterialien sein.

Wer nicht bis auf die Untersuchungsergebnisse warten möchte, kann seine Lebensmittel, Süssigkeiten, Kaudragees und Kosmetika überprüfen und jene, die Titandioxid enthalten, mit unbedenklichen Alternativen ersetzen.

In der EU ist es überdies Pflicht, Produkte mit Nanotechnologie zu kennzeichnen. In der Schweiz forderten Konsumentenschutzverbände diese Massnahme ebenfalls. Ab Mai 2017 ist es auch hier soweit, doch gelten Übergangsfristen von vier Jahren, so dass man sich erst ab 2021 auf die Kennzeichnungspflicht verlassen kann. Titandioxid ist in jedem Fall deklariert – entweder als E171 oder CI77891. Es empfiehlt sich darum, stets auf die Zutatenliste von Lebensmittel, Nahrungsergänzung und Kosmetika zu schauen.

Studien

http://presse.inra.fr/en/Press-releases/Food-additive-E171