
Auch wer noch so vorsichtig ist beim Sport treiben, Verletzungen können dennoch auftreten. Zwar gibt es sinnvolle Massnahmen wie gutes Aufwärmen als Einstieg oder eine passende Schutzausrüstung, wenn es jedoch einmal passiert ist, muss schnell und richtig gehandelt werden, um Schlimmeres zu verhindern.
Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen: Je nach Sportart gibt es bestimmte Verletzungen, die besonders häufig auftreten. Durch gezieltes Aufwärmen, Muskelaufbautraining und gute Sportkleidung kann das Risiko einer Verletzung minimiert werden. Im Notfall jedoch sollten zügig die richtigen Massnahmen getroffen werden. Von der ersten Hilfe vor Ort, über den Gang zum richtigen Arzt und der anschliessenden Rehabilitationsphase gibt es einiges zu beachten.
Vorbeugen ist besser als Heilen
Unfälle und Verletzungen zu vermeiden ist grundsätzlich der beste Weg. Ein ausreichendes Warm‑Up gehört deshalb als erster Schritt zum regelmässigen Training ganz selbstverständlich dazu. So kann der Körper auf die kommende Belastung vorbereitet werden, das Herz-Kreislauf-System wird in Schwung gebracht und die Muskeln, Sehnen und Gelenke geschmeidig gemacht.
Die passende Ausrüstung mit atmungsaktiver Kleidung, gutem Schuhwerk und möglicherweise entsprechendem Sicherheitszubehör sind ebenfalls eine wichtige Massnahme, um Verletzungen vorzubeugen. Je nach Disziplin werden so verschiedene Körperpartien passend unterstützt oder vor Stössen geschützt. Hier sollte nicht am falschen Ende gespart werden.
Wer gezielt jene Muskelpartien stärkt, welche die am stärksten belasteten Regionen entlasten und kann so ebenfalls dazu beitragen, Verletzungen zu vermeiden. Neben der Verbesserung der Technik oder dem Aufbau von Kraft und Ausdauer sind eine gute Gesamtkonstitution und ein leistungsfähiger Organismus der beste Schutz.
Zum Schluss gilt es noch, die eigenen körperlichen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Viele Verletzungen entstehen durch Überlastung, Überanstrengung oder Überforderung. Wenn sich der Körper zwischendurch nicht ausreichend erholen kann, ist er anfälliger für verschiedene Beeinträchtigungen. Auch hier gilt deshalb: Im Zweifelsfall lieber einen Gang zurückschalten.
Die PECH-Regel für den Notfall
Trotz aller vorbeugender Massnahmen kann das Risiko einer Verletzung nicht komplett kontrolliert werden. Selbst Fussball als weitverbreiteter Volkssport gilt beispielsweise als eine der unfallträchtigsten Disziplinen. Oftmals genügt ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit um sich den Knöchel zu verstauchen oder eine Prellung zuzuziehen. Eine kleine Regel kann bei den meisten Verletzungen angewandt werden und hilft dabei, die richtigen Massnahmen zu treffen und den anschliessenden Heilungsprozess positiv zu beeinflussen.
Für die Erstversorgung gibt die PECH-Regel die Reihenfolge der wichtigsten Schritte vor:
- Pause: Auch bei kleineren Beeinträchtigungen ist es sinnvoll, das Training direkt zu unterbrechen und den verletzten Bereich ruhigzustellen. Bei einer Knöchel- oder Fussverletzung kann etwa der Schuh ausgezogen werden. Auf diese Weise ist es auch möglich, einen genauen Blick auf die Verletzung zu werfen.
- Eis: Die betroffene Stelle zu kühlen ist der nächste Schritt. Am besten sind dafür eisgekühlte Gelpads oder Coolpacks geeignet, die eingewickelt in Handtücher eingesetzt werden können. Sie sind den Eissprays in jedem Fall zu bevorzugen. Durch das Kühlen werden einerseits die Schmerzen gelindert, andererseits die Durchblutung minimiert, was den Bereich nicht so stark anschwellen lässt. Vorsicht ist allerdings bei offenen Wunden (Infektionsrisiko) oder Knochenbrüchen (Schockreaktion) geboten.
- Compression: Durch stützende Verbände können verletzte Körperpartien stabilisiert werden. Der Druck, der individuell angepasst werden sollte, sorgt dafür Einblutungen oder Schwellungen möglichst gering zu halten. Zudem wird in gewisser Weise die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, was weitere Beeinträchtigungen verhindern hilft.
- Hochlagerung: Zum Schluss sollte der verletzte Bereich möglichst höher gelagert werden, als der Rest des Körpers. Dadurch wird ebenfalls eine zu starke Durchblutung vermieden. Diese Massnahme kann noch länger beibehalten werden. Auch in der ersten Nacht ist es meist hilfreich, den verletzten Fuss etwa durch ein Kissen höher zu platzieren, damit möglichst wenig Druck auf die Wunde einwirkt.

Wenn der Kühl Pad nur aus dem Kühlschrank statt aus dem Gefrierfach kommt, kann er auch direkt auf die verletzte Stelle gelegt werden.
Gewusst wie
Das richtige Handeln im Ernstfall kann den weiteren Gesundungsprozess entscheidend beeinflussen. In einem Erste-Hilfe-Kurs, der von bestimmten Trägern auch gezielt mit Lehrinhalten zum Bereich Sport angeboten wird, kann hier eine gute Grundlage darstellen. Wer weiss, wie er im Notfall handeln muss, kann beispielsweise kompetent entscheiden, welche Verletzungen selbst versorgt werden können und welche von einem Arzt behandelt werden müssen.
Muskelkrämpfe etwa gehören zu den Beeinträchtigungen, die direkt vor Ort behandelt werden können. Ein sofortiges Dehnen des betroffenen Muskels ist hier die erste Massnahme. Massagen oder das Kühlen der Stelle sind ebenfalls sinnvoll. Oftmals ist eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr Ursache für einen Krampf.
Die ersten Minuten nach der Verletzung sind entscheidend, wie schnell sich der Körper davon erholen kann. Dazu gehört es auch, den Verletzten nicht nur körperlich, sondern auch emotional zu betreuen.
Hilfe vom Facharzt
In vielen Fällen muss nach der ersten Versorgung ein Arzt konsultiert werden. Auch hier muss beim richtigen Vorgehen einiges beachtet werden. Je nachdem wie heftig die Verletzung ausfällt, muss gegebenenfalls direkt ein Notarzt gerufen oder die Notaufnahme eines Spitals aufgesucht werden, soweit der Transport selbst zu bewältigen ist.
Auch bei leichteren Verletzungen ist es meist ratsam, in den nächsten Tagen einen Arzt zu besuchen. Je nachdem welches Versorgungsmodell vorliegt, kann die Praxis selbst gewählt werden oder es ist eine Überweisung vom Hausarzt notwendig. Hier sind die jeweiligen Schritte je nach Versicherungskonzept aufgelistet:
- Hausarztmodell: Auch bei einer Sportverletzung steht zunächst ein Besuch beim Hausarzt an. Dieser entscheidet über die weitere Behandlung, gegebenenfalls auch durch einen spezialisierten Kollegen.
- HMO-Modell: In den einzelnen HMO-Zentren sind in der Regel kompetente Fachärzte auch für Sportverletzungen vorhanden, welche die Versorgung der Verletzung übernehmen. Gegebenenfalls arbeiten sie mit weiteren Fachärzten oder Reha‑Einrichtungen zusammen.
- Telmed-Modell: Ausser bei akuten Notfällen muss bei diesem Modell immer erst die telefonische Beratungsstelle kontaktiert werden. Diese kann beispielsweise auch direkt bei der ersten Versorgung der Verletzung als kompetenter Ansprechpartner mit Tipps weiterhelfen. Darüber hinaus entscheidet die Telmed-Stelle über das weitere Vorgehen und vermittelt bei Bedarf einen entsprechenden Facharzt. Je nach Anbieter genügt es bei einem Notfall, den Telmed-Dienst in einem bestimmten Zeitraum nach dem Unfall über die Sache zu informieren.
Verschiedene Einrichtungen bieten zudem eine sogenannte sportärztliche Sprechstunde an, in der mit Fachärzten etwa ein geeignetes Therapiekonzept erstellt oder Hilfe und Beratung bei individuellen Beeinträchtigungen gesucht werden kann.
Die Regenerations- und Heilungsphase
Ein Arzt kann im Austausch mit dem Patienten über weitere Massnahmen sprechen, die der Verletzte selbst in die Hand nehmen kann, um die Heilung voranzutreiben. In der Regel gilt es, den beeinträchtigten Körperteil zunächst zu schonen.
Für die meisten ist eine Verletzung mit einer unerwünschten Trainingspause verbunden. Da gar nicht, oder nur eingeschränkt weitertrainiert werden kann, kommt es meist zu einem gewissen Leistungseinbruch. Dennoch sollte eine solche Situation nicht nur negativ gesehen werden. Vor allem wenn die Bewegungsfreiheit nicht völlig eingeschränkt ist, ist es dann sinnvoll, durch spezielle Übungen oder alternative Disziplinen wie beispielsweise Schwimmen andere Körperpartien fit zu halten und die allgemeine Fitness zu stärken.
Bis zur vollständigen Regeneration ist in manchen Fällen viel Geduld notwendig. Wenn die Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt ist, kann eine zu frühe Belastung noch grössere Schäden verursachen. Ein angepasster Trainingsplan kann dabei helfen, seine eigentlichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und den Heilungsprozess Schritt für Schritt voranzubringen. Wer dabei auf seinen Körper hört und Warnsignale ernst nimmt, kann eine Überlastung oder weitere Beeinträchtigungen etwa durch falsche Körperhaltungen vermeiden.
Auch wenn die Verletzung offensichtlich ausgeheilt ist, kann es weiterhin sinnvoll sein, die betroffene Region mit einer Bandage oder einem entsprechenden Physio-Taping zu unterstützen und zu entlasten.
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