
Umgang mit Erfolgsdruck
Was Erfolg im Sport bedeutet ist immer vom Standpunkt und den Umständen abhängig. Der Familienvater, der neben seiner Arbeit eine Triathlon-Langdistanz im hinteren Drittel beendet, sieht dies vielleicht als grossen Erfolg an, während der Profisportler im gleichen Rennen einen zweiten Platz aufgrund seines Trainingsaufwandes als Misserfolg wertet. Eine Zeit unter elf Stunden bei einer Langdistanz kann für einen 60 jährigen Athleten den Sieg in der Altersklasse und eine neue persönliche Bestzeit bedeuten, während die gleiche Zeit einen ambitionierten 40 jährigen nicht zufrieden stellen würde. Aber der gleiche 40 jährige würde diese Zeit vielleicht als grossen Erfolg werten, wenn er diese nach einer schweren Krankheit oder einem Unfall, der seine Leistungsfähigkeit beeinträchtigte, erreichen würde. Also ist Erfolg doch eine sehr persönliche Angelegenheit. Diese Ansicht dürfte wohl auch im Berufsleben oder in anderen Lebensbereichen zutreffen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Erfolg sehr viel damit zu tun hat, wie zufrieden und glücklich man mit seiner sportlichen Leistung, seiner beruflichen Situation oder eben allgemein mit seinem Leben ist.
Ein Punkt der uns daran hindert persönlich erfolgreich oder eben glücklich zu sein ist sicher der stetige Vergleich. Der Vergleich, bei dem wir die unterschiedlichen Standpunkte und Voraussetzungen ausblenden. Ausser der Berücksichtigung von verschiedenen Altersklassen werden natürlich gerade diese unterschiedlichen Voraussetzungen bei einem Wettkampf nicht berücksichtigt. Wie kann ich dennoch zufrieden sein nach einem Rennen, bei welchem ich den angestrebten Rang oder die angepeilte Zeit nicht erreicht habe. Die Antwort ist aus meiner Sicht ganz einfach. Indem ich unter allen Umständen mein persönlich Bestes gebe. Ich habe bewusst “unter allen Umständen” geschrieben. Wenn man sich dies bereits zu Beginn des Rennens zum Ziel setzt, ist das ein grosser mentaler Vorteil und mindert den Erfolgsdruck erheblich. Ich bin der Meinung, dass dies nicht nur auf einen Wettkampf umgesetzt werden kann und sollte, sondern auch im Training, im Beruf, in der Beziehung oder in jeglichen Lebensbereichen. Ich bin überzeugt, dass man dadurch mehr Erfolg, respektive glücklicher ist. Die folgenden Zitate bekannter Sportler dürften wohl genau darauf zutreffen:
“Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen.”
(Dirk Nowitzki, Basketballer NBA)
“Ich habe realisiert, das gewinnen nicht immer bedeutet Erster zu sein, sondern das es bedeutet, das Beste aus dir heraus zu holen.”
(Meb Keflezighi, Sieger New York Marathon)
“Weniger zu geben als Dein Bestes ist wie das Geschenk zu opfern.”
(Steve Prefontaine, Leichtathlet USA)